Impulsschmiede

15.05.2025 – 2 Minuten Lesezeit

Der neue Preis der Arbeit – Wer zahlt, wenn niemand mehr arbeiten will?

Die Erwerbsquote sinkt, der Druck auf Unternehmen steigt – und dennoch bleibt die politische Diskussion zahnlos. Zwischen "Arbeitsverweigerung", schwindender Wettbewerbsfähigkeit und wachsenden Pensionslasten stellt sich die Frage: Wer hält unser System morgen noch am Laufen? Und was müssen wir jetzt unternehmen, um wirtschaftlich und gesellschaftlich nicht weiter zurückzufallen?

Rund 300.000 Menschen in Österreich gelten als arbeitsfähig – aber sind nicht berufstätig. Gleichzeitig fehlen in fast allen Branchen qualifizierte Fachkräfte.

Wer arbeitet, darf sich nicht wie der Dumme fühlen.

Die Kluft wächst. Auf der einen Seite jene, die täglich Leistung bringen – in Gastronomie, Pflege, Technik, Bau oder Bildung. Auf der anderen Seite eine still wachsende Gruppe, die sich zunehmend aus dem Erwerbsleben zurückzieht – nicht zwangsläufig aus Bequemlichkeit, sondern oft, weil sich Arbeit finanziell kaum noch lohnt. Wenn Sozialleistungen in etwa auf dem Niveau des Nettogehalts liegen, verliert Arbeit für viele ihren Anreiz. Doch das System kippt, wenn zu wenige tragen, was viele kostet. Wer fleissig ist darf sich nicht wie der Dumme fühlen. Sonst bricht die soziale Balance.

Österreichs Pensionsausgaben steigen rapide – aktuell fließt jeder vierte Euro der Staatsausgaben in das System.

Pensionen? Heilig. Leider.

Alle wissen es, aber keiner spricht es laut aus: An der Pensionsfrage entscheidet sich unser langfristiges Gleichgewicht. Die Politik schweigt – aus Angst vor der Wählermehrheit, die längst nicht mehr erwerbstätig ist. Während in der Schweiz mit direkter Demokratie sogar zusätzliche Urlaubstage abgelehnt werden, scheut man hierzulande jede unpopuläre Maßnahme. Doch wenn die arbeitende Bevölkerung schrumpft, können die heutigen Pensionsversprechen morgen nicht mehr finanziert werden.

Unsere Löhne zählen zu den höchsten in Europa – gleichzeitig verlieren wir an Innovationskraft und Geschwindigkeit.

Hochlohnland ohne Vorsprung – wie lange noch?

Arbeitskräften und historischer Stärke in Industrie, Maschinenbau und Forschung. Doch diese Vorsprünge bröckeln. In KI, Digitalisierung und Plattformtechnologie wurden wir längst überholt. Gleichzeitig steigen Lohnkosten ungebremst weiter. Wenn wir wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen wir wieder Spitzenleistung liefern – oder den Mut haben, an überzogene Standards heranzugehen. Nicht jede Lohnerhöhung ist nachhaltig finanzierbar, wenn der Output sinkt.

Wer glaubt, die Politik wird es richten, hat die Dynamik verkannt. Zukunft beginnt nicht in Ministerien, sondern in Köpfen.

Reformen brauchen Mut – und Unternehmer, die vorangehen.

Es sind nicht die Systeme, die scheitern – es ist der fehlende Mut zur Veränderung. In der Politik herrscht Stagnation, im Unternehmertum aber wächst die Bereitschaft zur Anpassung. Unternehmen, die in Bildung, Digitalisierung, Forschung und strategische Partnerschaften investieren, sichern nicht nur ihren eigenen Erfolg – sie tragen dazu bei, das Land resilient zu halten. Dafür braucht es auch eine neue Förderpolitik: weniger Gießkanne, mehr gezielte Anreize für Startups, F&E und nachhaltige Innovation.

Was morgen zählt.

Wir brauchen eine neue Ehrlichkeit in der Debatte: Ja, wir sind überfordert – wirtschaftlich, strukturell, mental. Aber nein, wir sind nicht machtlos. Zukunft entsteht, wenn wir heute bereit sind, auch Unpopuläres auszusprechen. Für Unternehmer heißt das: Nicht jammern, sondern handeln. Investieren, vernetzen, weiterbilden – und aufzeigen, wo Systeme nicht mehr passen. Denn wer Zukunft sichern will, muss manchmal dort ansetzen, wo es am meisten wehtut.